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Schon über ein halbes Jahr habe ich mich auf die Sollingquerung gefreut. Ausgerechnet diese Woche legte mich eine Erkältung flach. Selbst heute Morgen war meine Teilnahme noch unsicher. Am Ende siegte die Unvernunft und ich befand mich mit Werner Kater im Auto nach Dassel. Dort holten wir unsere Startunterlagen ab und zogen uns dem Wetter entsprechend um. Da es regnete aber auch warm werden sollte entschied ich mich für eine dünne Jacke. Ferner entschied ich mich meinen Rucksack im Auto zu lassen. Ich wollte so wenig Gewicht wie möglich mit mir rumschleppen. Wir wurden in Busse verfrachtet und ins hessische Bad Karlshafen gefahren. Von der Wesertherme aus sollte es losgehen. Die Busfahrer waren jedoch wohl ortsunkundig. Wir kamen erst 5 Minuten vor offiziellen Start an der Therme an. Immerhin hatte der Regen aufgehört. Damit auch wirklich jeder genug Zeit fürs Töpfchen hatte wurde die Läufermeute mit 20 minütiger Verspätung losgeschickt. 

Weser-Therme Bad Karlshafen

 
Zunächst liefen wir eine kleine Schleife durch den Ort. Wir überquerten die Weser. Zum letzten Mal sah ich die Spitzengruppe. Nach einem kurzen Stück an der Weser schickte uns Mitorganisator Ariën Walgers per Handschlag in den Wald.  Kurz darauf querten wir unbemerkt auf einem Wurzelweg die Landesgrenze nach Niedersachsen. Wir wechselten auf eine Waldautobahn. Erstmal ging es kontinuierlich nach oben. Marschierte ich zu Anfang noch gut mit, merkte ich schnell meinen angeschlagenen Körper. Ich gewöhnte mich recht schnell an den Gedanken, ich könnte heute abbrechen müssen. Ich sehnte mir den ersten von insgesamt fünf Verpflegungspunkten herbei. Da könnte ich aussteigen. Oder sollte ich es noch weiter probieren bis zum Zweiten oder gar zum Dritten? Na mal schauen. Noch war ich nicht am Ende. Ich versuchte das beste aus meiner Lage zu machen und genoss die Strecke so gut es ging. Schöne Abschnitte bekam man jedenfalls geboten.  

Christel Prause

 Der erste Verpflegungspunkt wartete nach ca. 11 km hinter einem Labyrinth auf uns. Welch witzige Idee. Natürlich galt es erst den richtigen Weg zu finden. Ich fand ihn auf Anhieb. 

 
Nach einer kurzen Stärkung machte ich mich auf den weiteren Weg. Dieser führte durch das Schlossgestüt Nienover. Dort traf ich auf Olaf Grimm, den ich schon aus einem sozialen Netzwerk kannte. 

   
Wir liefen zunächst zusammen weiter. Das tat mir sehr gut. Wir klönten über dies und das und die Kilometer vergingen wie im Fluge.

Der zweite Verpflegungspunkt lag an einem Campingplatz, der über ein Naturschwimmbad verfügte. Bei wärmeren Temperaturen sicherlich sehr einladend. Wobei es heute auch nicht kalt war. Temperaturen von 15 Grad waren schon top.

Dem VP folgte ein erneuter langer Anstieg. Nach einer Weile trennten Olaf und ich uns. Danach folgte mein Einbruch. Das laufen fiel mir immer schwerer. Selbst bergab würde es zur Tortur. Spaß machte es in keinster Weise. Ich entschied mich, am dritten VP auszusteigen. Bis dahin war es aber noch ein gutes Stück.

Am VP angekommen holten mich die beiden letzten Läufer gefolgt vom Besenwagen des Arbeitersamariterbundes ein. Ich zweifelte an meiner Entscheidung. Ein Helfer wollte mich sogar ein Stück mitnehmen und wieder an der Strecke aussetzen. Sowas ist aber nicht meins. Lieber guten Gewissens scheitern als geschummelt durchkommen. Mit der Sicherheit des Besenwagens im Rücken machte ich mich doch nochmal auf den Weg. 

Hochsollingturm

 
Es galt wieder einen langen Anstieg zu bewältigen. Es ging hoch zum Hochsollingturm, den ich rechts liegen ließ. Unter anderen Umständen hätte ich die Aussicht von oben genossen.

Zu diesem Zeitpunkt aber war ich froh, noch überhaupt im Rennen zu sein. Das tuckern des Dieselmotors hinter mir nervte zwar, aber es gab mir auch Ansporn weiterzumachen.

   
Ich musste eine Straße überqueren. Hier verließ mich der Besenwagen. Der nächste Abschnitt führte mich wieder über schmale Pfade. Hier gab es wieder viel zu sehen. Ich musste über einen Bach und kam an einer Sandspüle vorbei. Aber was viel schöner war, ich näherte mich dem Kletterpark wo Verpflegungspunkt 4 auf mich wartete. Bis dahin fing ich an meinen Schnitt zu berechnen, den ich absolvieren müsste um in der Zielzeit von 7:30:00 anzukommen. Mit gleichbleibenden Tempo der letzten km könnte ich es schaffen. Das wäre ein 10er Schnitt. Klingt einfach, war es aber nicht. Aber ich behielt den Gedanken inne, es schaffen zu können.

Frisch gestärkt lief ich vom Kletterpark weiter. Erstmal ging es bergab. Prima um Strecke zu machen, denn bergab laufen fiel mir wieder leichter.

Ein langer Holzweg führte mich durchs Hochmoor Mecklenbruch. Hier gab es viel zu bestaunen, besonders wenn man Zeit hat. Die hatte ich aber leider nicht. Also lief ich weiter in den Wald. Hier stieß ich auf mein persönliches Schild des Tages. 

 Mit der letzten Steigung hatte ich nicht so früh gerechnet. Sie stärkte mich in dem Glauben, das Rennen noch zu schaffen. Schließlich kann ich mehr Strecke machen, wenn ich nicht bergauf muss. 

In der Tat schaffte ich die ungefähre Marathonmarkierung und den letzten Versorgungspunkt in dem von mir angedachten Zeitplan.

  Nun ging es die letzten 6 km nur noch bergab bis ins Ziel.  

  

 Zwischendurch war der Weg noch einmal etwas anspruchsvoller. Groß ausbremsen konnte er mich jedoch nicht mehr. Nach 7:18:43 erreichte ich unter tosendem Applaus das Dasseler Stadion. Ein Kind überreichte mir einen Schlüsselanhänger. Den gab es hier statt Medaillen. Tolle Idee. Gefällt mir sehr gut. 

 Von den anderen Teilnehmern und den Helfern, aber auch grade vom ASM bekam ich sehr viel Respekt zu spüren. Sogar Sieger Jörn Hesse (Delligser SC) war noch da und gratulierte mir als einer der Ersten. Nun ja, ich habe mich ja auch wirklich durchgebissen. Nochmal würde ich das so aber nicht machen.